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Kreis Heinsberg & Region

Auf der Suche nach römischen Artefakten

@ VM/KAM3

Ein Teil der gefundenen Artefakte der Aktion „Rimburg gräbt“ – bereits gewaschen, sortiert und fertig für weitere wissenschaftliche Untersuchungen.




Erfolgreiche Grabungsaktion mit Hobby-Archäologen in Rimburg


Übach-Palenberg. Der ­Wettergott war gnädig: nach tagelangen Regengüssen kam pünktlich zum ­Beginn der Grabungsaktion am 25./26. Mai 2024 zwischen Landgraaf und Übach-Palenberg die Sonne heraus. 

Hier im Stadtteil Rimburg entstand an der bedeutenden Römerstraße „Via ­Belgica“ – „Die A4 der Römer!“ wie es eine Wissenschaftlerin salopp auf den Punkt brachte – vor rund 2.000 Jahren ein ­römischer „Vicus“, ein Dorf. Um mehr darüber zu erfahren, sollten in einer öffentlichen Grabungsaktion als grenzüberschreitendes Bürgerbeteiligungsprojekt, koordiniert vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) und der Stiftung Via Belgica, an diesem Wochenende an zehn Stellen auf deutscher und niederländischer Seite unter Aufsicht von professionellen Archäologen gegraben werden.

„Einmal bei einer Ausgrabung dabei sein“

Mehr als 120 Freiwillige hatten sich zusammengefunden, zum Ausheben der zehn Löcher, die die Fachleute auf Englisch Testpits (Testgruben) bezeichnen, zum Sieben der Erde, zum Säubern der Funde, zum Kartieren des Bodens, zum Analysieren und Dokumentieren. Darunter auch Monica H. B., die schon immer mal bei einer richtigen Ausgrabung dabei sein wollte. Ihre Geschichte ist so ungewöhnlich wie Römer, die vor 2.000 Jahren eine Straße über die Wurm bauen: Ihre Vorfahren stammen aus Thüringen, wanderten vor Jahrhunderten nach Brasilien aus und sie landete vor einigen Jahrzehnten wieder in Deutschland, in Übach-Palenberg. „Ich erforsche in meiner Freizeit die nahe Umgebung und wollte schon immer bei einer richtigen Ausgrabung dabei sein“, sagt sie voller Begeisterung. Sorgfältig zerkleinert sie mit ihrem Team die Erdklumpen, damit auch kleinere Funde nicht übersehen werden. Dabei stehen ihr Grabungsexperten vom LVR aus Bonn und vom Archäologieteam aus Parkstad zur Verfügung. Die Sprache ist kein Problem, es dominiert aber Deutsch und manchmal Platt, einfach weil es die meisten sprachgewandten Niederländer zusätzlich gut können.

Zusammenarbeit über die Grenzen hinweg

Die Bürgermeister der Partnerstädte Landgraaf und Übach-Palenberg waren ebenso vor Ort wie viele Beigeordnete. Peter Steingass, seit kurzem in ÜP zuständig für internationale Zusammenarbeit, freute sich sichtlich über diese ungewöhnliche Aktion. Annet Klinkers aus Landgraaf, die dort für internationale Zusammenarbeit zuständig ist, war an beiden Tagen vor Ort. Anfangs musste sie noch innerhalb des Orgateams praktische Probleme lösen – schnell Strohballen besorgen, um sie an den Schlosswiesen für das römische Heerlager auf den durchnässten Boden auszulegen – und dokumentierte dann an beiden Tagen voller Freude die Veranstaltung ­fotografisch.

Sehr viele Funde

Bereits am ersten Tag wurden viele Funde gemacht, am zweiten Tag dann in den tieferen Schichten auch aus der römischen Zeit, unter anderem Keramikstücke, Münzen, Metalle und verkohle Pfähle, die ein Zeichen für eine menschliche Besiedlung, Holzhäuser oder Brücken sein können. Im Namen „Palenberg“ soll übrigens das Wort „Pfahl“ stecken.

Highlights waren Steinartefakte, ein sogenannter Stichel und ein Kratzer, die zur Lederbearbeitung dienten und die die Fachleute ins Jungneolithikum datierten, also auf eventuell mehr als 5.000 Jahre alt. Alle Funde werden nun von einem Wissenschaftlerteam im Detail analysiert und bewertet. Der Ergebnisbericht soll bis Ende des Jahres vorliegen.

Archäologe Gerard Tichelman wusste bei jeder Erdschicht, in welchem Jahrhundert wir uns ungefähr befinden, Hilde Vanneste, die Chefarchäologin von Parkstad, die bereits auch bei der Aktion in Heerlen mitgemacht hatte, freute sich sichtlich über diese grenzüberschreitende Aktion und bewegte sich laufend zwischen den Testpits, ebenso wie ihre deutschen Kolleginnen vom LVR, Dr. Petra Tutlies und Dr. Ulrike Müssemeier. Anja Neskens, Projektleiterin der Via Belgica, hatte für die Besucher, die nicht aktiv mitmachten, zusätzlich Workshops, Vorträge und Infostände sowie ein Römerlager organisiert, um die Menschen über die Via Belgica aufzuklären und für die gemeinsame Vergangenheit zu sensibilisieren. 

Weitere Infos über die Via Belgica: www.viabelgica.eu


(VM/KAM3)

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