
Foto: Wendelin Haverkamp & Dieter Kaspari
Literarisch-musikalische Matinee und Ausstellung Wendelin Haverkamp & Dieter Kaspari
„Bilder in uns Worte darüber“ - zwölf fotografisch-poetische Monatsblätter
Heinsberg. Die Corona-Pandemie hat Künstler, die per Bühne den Kontakt zum Publikum suchen, besonders getroffen. Der Vorhang zu, und alle Fragen offen? Man floh ins Internet. Wo sich zwischen Wendelin Haverkamp und dem Freund und Kollegen Dieter Kaspari eine Dialog-Reihe „ergab“: Kaspari im Keller sitzend vor seinem Foto-Archiv, telefonierend mit Haverkamp, auf seinem Balkon liegend und schreibend. Der Titel der Reihe aus zehn Folgen hieß folgerichtig: „Die Welt als Keller und Balkon“. Die Anleihe bei Schopenhauer wird nicht geleugnet …
Aber bei der Arbeit mit dem Internet kommt für jedermann der Punkt, da will man keinen Bildschirm mehr sehen. Da werden die verwaschenen Visagen und quäkenden Stimmen unerträglich: Etwas anklicken, rauf- und runterscrollen, was anderes anklicken, wieder zurückklicken und irgendwann final abzustürzen.
Haverkamp und Kaspari wollten ein Werk schaffen, das nicht zu jeder Zeit überall ist und demzufolge an keinem Ort nicht ist. Sie wollten etwas machen, das man lange anschaut und, wenn man es nicht mehr sieht, doch immer noch vor Augen hat: Etwas, das zum Bild in uns wird, und die Worte darüber geben den Bildern neues Licht.
So entstand die Idee zu einer dialogischen Komposition aus Wort und Bild: Zwölf immerwährende Monatskalenderblätter mit dem Titel „Bilder in uns Worte darüber“. Es hat die Kombinatorik von poetisch-satirischem Text (Wendelin Haverkamp) und Fotografie (Dieter Kaspari) zum Thema, wobei Bild und Wort nicht singulär nebeneinanderstehen, sondern ineinander verschachtelt und verwoben sind.
Aus der beschriebenen Situation der Pandemie heraus entschieden sich die beiden Künstler, das Werk „Bilder in uns Worte darüber“ in zweifacher Form zu realisieren: Zunächst als Internet-Version, dann als Schwarzweiß-Drucke.
Die Druckversion wurde gestaltet in Form von zwölf Drucken in einer limitierten, nummerierten und signierten Auflage. Diese Version ist erklärtermaßen traditionell und hochwertig hergestellt nach dem Motto: „Jetzt erst recht“, sozusagen als Reaktion auf die „digitale Verameisung der Welt, auf die Kastrierung der Individualität, auf die Entwertung aller Dinge durchs Internet. Als trotzige Behauptung, dass ein Werk eine reale Aura haben muss, weil es sonst nicht existiert.“ (Haverkamp)
Beide Versionen sind nun zu sehen im Heinsberger BEGAS Haus.
Am 29. September 2024 eröffnet Museumsdirektorin Dr. Müllejans-Dickmann die Ausstellung. Beginn ist 12.00 Uhr.
Die beiden Künstler sind anwesend und stellen ihr Werk in einer kleinen literarisch-musikalischen Matinee vor.
Die Künstler
Wendelin Haverkamp wird 1947 in Bonn geboren, besucht das altsprachliche Görres-Gymnasium in Düsseldorf und studiert ab 1969 in Aachen Philosophie und Germanistik. Er sammelt musikalische Erfahrungen in Bluesrockbands, parallel erste
poetische und satirische Werke (Hörspielpreis der ARD 1972). Nach Staatsexamen und Promotion folgt eine Phase als Teilzeitlehrer, zugleich ist er mit seinen literarisch-kabarettistischen Bühnenprogrammen im deutschsprachigen Raum unterwegs. Ab 1991 bestreitet er 25 Jahre lang die Kleinkunstreihe „!Au Banan“ (WDR) und arbeitet in vielerlei Projekten zusammen mit Hanns Dieter Hüsch, Wolfgang Engstfeld, Manfred Maurenbrecher und vielen anderen. Bekannt wird er durch seinen speziellen Sprach- und Vortragsstil, zahlreiche Buch- und CD-Veröffentlichungen sowie ungezählte Arbeiten für Radio und Fernsehen (Grimme-Preis 1994).
Dieter Kaspari wird 1947 in Aachen geboren und wendet sich nach der Schule parallel Bluesmusik und Fotografie zu. Er spielt in vielen Bands, ist mehrere Jahre auf Tour mit der amerikanischen Blueslegende „Champion Jack Dupree“ und veröffentlicht zahlreiche Tonträger. Ein besonderes Merkmal seiner Stücke ist sein am Dialekt orientierter Bluesstil. Im Mittelpunkt seiner Arbeiten stehen Architektur, Wirtschaftsreportage und Katalogfotografie, er gestaltet Bücher und Ausstellungen. Besonders thematisiert er die Bereiche „Natur und Landschaft“, aber auch die Frühindustrialisierung. Er stellt aus und veröffentlicht in Print- und anderen Medien.
2008 lernen sich die beiden in der Bühne des „Oecher Schängche“ näher kennen als Akteure beim Puppenkabarett „Pech&Schwefel“. Hieraus entwickeln sich zahlreiche gemeinsame Projekte, wie zum Beispiel der „Internationale Aachener Freundschaftspreis mit ganzen Nüssen“ oder der „club extra ordinaire“ im legendären „Café Couleur“.
An gemeinsamen Veröffentlichungen erschienen: Die Internetreihe „Die Welt als Keller und Balkon“ (2020), „Bilder in uns Worte darüber - zwölf fotografisch-poetische Monatsblätter“ (2021) als Druck- und als Internetversion, sowie das Buch „Der Unzeit gemäße Betrachtungen – Satirische Kolumnen aus 25 Jahren in fotografischer Beleuchtung“ (2022).
Quelle: PM BEGAS Haus