Bildunterschrift: Stefanie Fritz-Begas
Heinsberg. Es gibt Belastungssituationen für Familien, in denen es für die Eltern nicht möglich ist, ihre Kinder ausreichend zu versorgen. Oder sogar die Entwicklung und Gesundheit der Kinder gefährdet ist. Dann brauchen Kinder und Jugendliche einen anderen Lebensort auf Zeit. "Hilfe zur Erziehung in einer Einrichtung über Tag und Nacht" heißt es im Kinder- und Jugendhilfegesetz. Genau das soll es sein: Eltern sollen nicht aus ihrem Erziehungsrecht und ihrer Erziehungsverantwortung entlassen werden, sondern Unterstützung in der Erziehung der Kinder und in der Verbesserung der Erziehungsbedingungen der Familie erhalten. Heimerziehung ist also eine Hilfe für Kinder, Jugendliche und Eltern, die mit den Familien und dem Jugendamt gemeinsam gestaltet wird. Während der Zeit in der Heimerziehung, werden die Kinder im Alltagsleben gefördert und bekommen, wenn erforderlich, auch therapeutische Hilfe. Vorrangiges Ziel ist immer eine Rückkehr in die Familie. Sollte das nicht möglich sein, wird eine Alternative gesucht. Eine derartige Einrichtung der Erziehungshilfe ist Jugend & Wohnen des Caritasverbandes Heinsberg
Diese bietet 87 Plätze für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in acht differenzierten Wohngruppen, vier Trainingswohnungen und der Erziehungsstellenberatung. 76 Mitarbeiter*innen arbeiten in Voll- und Teilzeit entweder im pädagogischen Dienst, in der Verwaltung oder in der Hauswirtschaft. Das Gelände in Wegberg-Dalheim ist zudem Standort für den Caritas-Menüservice „Essen auf Rädern Dalheim“ mit 11 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Küche und 14 Fahrerinnen und Fahrern. Hier werden täglich rund 500 Essen zubereitet und ausgeliefert.
Seit Ende 2022 ist Stefanie Fritz-Begas die neue Leiterin der fest etablierten Einrichtung im Kreis Heinsberg. Die Diplom-Sozialarbeiterin - gebürtige Würselenerin und Mutter eines Sohnes - wechselte als langjährige Erziehungsleitung in Dalheim auf die Stelle der Einrichtungsleiterin. Sie ist Nachfolgerin von Martin Fester, der Ende vergangenen Jahres in den Ruhestand verabschiedet wurde.
Sie hat ihr gesamtes bisheriges Berufsleben der Pädagogik und dem Caritasverband Heinsberg gewidmet. Nach ihrem Studium an der kath. Fachhochschule in Aachen absolvierte sie ein Berufspraktikum in der Mädchenwohngruppe in Dremmen und wurde dort dann auch später Gruppenleiterin. Als Erziehungsleiterin bei Jugend & Wohnen war sie seit 2014 zuständig für die Intensivpädagogischen Gruppen, Trainingswohnungen und die Erziehungsstellenberatung. Zudem ist sie auch seit über zehn Jahren Referentin für Präventionsschulungen gegen sexualisierte Gewalt an Kindern und Jugendlichen für die Abteilung Familie, Kinder und Jugendliche des Caritasverbandes. „Wie man sieht bin ich Sozialarbeiterin, deren Herz auch nach 30 Jahren noch für die Heimerziehung schlägt. Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen einen Schutzraum, ein zu Hause auf Zeit oder die Verselbständigung in eine Wohnung zu ermöglichen, ist seit meinem Berufspraktikum das, was ich mit voller Überzeugung tue. Hierzu gehört Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in besonders schwierigen Situationen individuell in ihrer Entwicklung zu fördern, Sorgeberechtigte zu beraten und zu unterstützen. Eine Verknüpfung von Erziehung, schulischer und beruflicher Bildung, therapeutischer Anbindung, das Erlernen von Alltagskompetenzen und dem Aufbau eines stabilen sozialen Umfelds sind die Grundlagen unseres pädagogischen Auftrags“, betont sie.
Als Einrichtungsleitung habe man die Fürsorge- und Sorgfaltspflicht allen Mitarbeitenden gegenüber und trägt die Verantwortung für die Einrichtung und all ihre Leistungen erklärt Stefanie Fritz-Begas weiter: „Zu meinen Aufgaben gehört die Sicherstellung der Einhaltung von Gesetzen und Verordnungen wie Arbeitsrecht und - Sicherheit, Brandschutz, Hygiene etc. Des Weiteren bin ich zuständig für Personalwirtschaft und die Dienstplangestaltung- hier besonders die Einhaltung des Arbeitszeitgesetzes - sowie Dinge wie Konzeptoptimierung, Koordination von Struktur- und Ablauforganisation, Fortbildungsplanung und natürlich auch Kooperation mit den Jugendämtern, Institutionen und Geschäftspartnern. Letztendlich gehört auch die Repräsentation der Einrichtung zu meinem Job. Nicht zu unterschätzen ist auch der Bereich der Instandhaltung und der kosteneffizienten Finanzbuchhaltung“.
Bei diesen vielfältigen Aufgaben wird die Einrichtungsleiterin von den beiden Erziehungsleitungen Yvonne Girschewski-Cüsters und Stefan Mesaros unterstützt. „Wir stehen im ständigen Austausch bezüglich der pädagogischen Arbeit in den verschiedenen Teams, der Umsetzung der Hilfe- und Erziehungsplanung analog des Qualitätsmanagements der Einrichtung, der Belegungsplanung und -steuerung sowie der Dienst- und Personalplanung“, freut sie sich über die gute Zusammenarbeit im Dalheimer Leitungsteam.
Auf den Boden der „pädagogischen Tatsachen“ holt Stefanie Fritz-Begas dann aber die Erziehungsleitungstätigkeit für die Jungengruppe und die Trainingswohnungen, die sie trotz Einrichtungsleitung beibehalten hat. Hierbei merke sie, „wie wichtig es für mich als Einrichtungsleitung ist, zu jedem Kind und Jugendlichen nicht nur einen Namen, sondern auch ein Gesicht zu haben“.
Das Schöne sei auch, dass jeder Arbeitstag in Dalheim anders ist: „Mein Tagesablauf gestaltet sich nie gleich. Es gibt Tage, da habe ich bis mittags noch nicht das getan, was ich mir eigentlich vorgenommen hatte. Oftmals ist das situative Geschehen die ‚Herausforderung des Tages‘. Gott sei Dank habe ich zu den pädagogischen Fachkräften in den Wohngruppen und meinem Leitungsteam auch ein tolles Verwaltungsteam an meiner Seite, dass schon einige Jahre erfolgreich zusammenarbeitet und mich tatkräftig im administrativen Teil unterstützt“.
Für Stefanie Fritz-Begas gibt es feste „kleine und große“ Ziele für Jugend & Wohnen. Von der Bedeutsamkeit sind sie alle gleich wichtig für sie. „Wir möchten die Veranstaltungen im Jahreskreislauf wieder aktivieren: Sommerfest, Weihnachtsmesse, Erntedankfest oder das Jugendparlament in Präsenz. Das ist ganz wichtig zur Festigung des Zusammenhalts und Identifikation aller Mitarbeitenden und Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit der Einrichtung. Regelmäßige Teamsupervisionen, Fortbildungen wie Eskalation/Deeskalation, Workshops zur Traumapädagogik, zum sexualpädagogischen und medienpädagogischen Konzept können endlich wieder geplant durchgeführt werden. Besonders für die neuen Fachkräfte, die seit 2020 angefangen haben, gibt es hier Nachholbedarf“, erläutert die Einrichtungsleiterin und fügt hinzu: „Wir haben schon Anfang 2022 in Anlehnung an die Novellierung des SGB VIII und der Verabschiedung des Kinder- und Jugendstärkungsgesetzes ein Konzept und Pläne für den Neubau einer inklusiven Familiengruppe auf dem Einrichtungsgelände in Dalheim mit dem Landesjugendamt und dem Kreisjugendamt abgestimmt. Kinder und Jugendliche mit leicht geistiger und seelischer Behinderung finden seit jeher Aufnahme in unseren Wohngruppen. Mit dem barrierefreien Neubau wollen wir der Inklusion von Kindern und Jugendlichen mit einer körperlichen Beeinträchtigung gerecht werden. Im Zuge dessen finden auf dem Einrichtungsgelände schon umfängliche Vorbereitungsmaßnahmen statt.“
Auch für Essen auf Rädern Dalheim steht dieses Jahr ein Umbau und eine Erweiterung der Großküche an. Die Nachfrage an diesem Angebot ist sehr groß. Der Küchenchef Alexander Hammerschmidt und sein Team werden dann in der Lage sein, noch effizienter ihrem Anspruch gerecht zu werden, abwechslungsreiche und regional frisch zubereitete Mahlzeiten für Senioren und Schulen zu servieren.
Eine Herausforderung, die die Einrichtung jetzt und zukünftig bewältigen muss, sind ihr durchaus bewusst: „Wie alle anderen auch kämpfen wir sehr mit dem Fachkräftemangel. Hier ist mein Wunsch, dass unser Caritasverband in der Öffentlichkeit gesehen wird als das was er ist: Ein attraktiver, weltoffener Arbeitgeber, der Menschen in Notlagen Unterstützung, Beratung und Begleitung bietet und sich für eine solidarische und soziale Gesellschaft engagiert.“ Mit Blick in die Zukunft verrät die Pädagogin abschließend: „Mein Wunsch ist es, mit unseren Angeboten den Bedürfnissen der uns anvertrauten Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen gerecht zu werden. Die Einrichtung soll Sorgeberechtigten nach wie vor ein Ansprechpartner auf Augenhöhe sein. Partizipation ist hier das Stichwort, das für alle am Erziehungsprozess Beteiligten gilt. Für Klein und Groß.“
Quelle: PM Caritasverband für die Region Heinsberg e.V.






