Bildunterschrift: Kann man noch was wegstreichen? Sind Erker und Gauben in den Konstruktionsplänen für ein Eigenheim, lohnnt es sich, darüber nachzudenken.
Berlin. Der Traum vom Eigenheim scheint angesichts steigender Bau- und Finanzierungskosten für viele Familien unerreichbar. Doch Experten betonen: Mit der richtigen Planung und Strategie bleibt der Hausbau erschwinglich.
Worauf es ankommt:
1. Wohnlage: entscheidend für den Grundstückspreis
In ländlichen Regionen findet man nach wie vor bezahlbares Bauland. In Metropolen und Ballungszentren weniger. Hier ist die Nachfrage weiterhin hoch. Folglich sind freiwerdende Grundstücke recht teuer. Am Stadtrand und darüber hinaus kann neu erschlossenes Bauland eine Option sein. Das hat zwar auch seinen Preis. Aber: "Die Verhandlungsposition der Bauherren hat sich deutlich verbessert", erzählt Florian Becker vom Bauherren Schutzbund. Es seien wieder Abschläge auf den Kaufpreis möglich, so der Branchen-Experte.
Ein Unterschied im Preis besteht auch zwischen Hanglage und Flachland: «Ein exponiertes Haus am Hang ist beliebt, kostet aber mehr», sagt Heiko Püttcher vom Verein zur Qualitäts-Controlle am Bau. Einfacher und günstiger zu bauen seien Häuser im Flachland.
2. Hausgröße: Nur so viel Wohnraum wie nötig planen
Beim Hausbau kostet jeder Quadratmeter – Baumaterial und Arbeitszeit. "Der Preis liegt bei rund 1500 Euro pro Quadratmeter", sagt Florian Becker. Bei 160 Quadratmetern, die das heutige Einfamilienhaus im Schnitt habe, komme so einiges zusammen. Er rät: Das Haus nur so groß planen wie wirklich nötig. Selbst mit zwei Kindern komme man mit 130 Quadratmetern zurecht. Helfen kann ein Blick in die Zukunft. Denn: "Nach dem Auszug der Kinder sind weniger Quadratmeter ohnehin besser geeignet."
Kostensparend ist ein Grundriss, der sich je nach Wohnsituation ändern lässt. Etwa, indem man aus einem großen Zimmer später zwei machen kann oder sich eine Etage abtrennen lässt, sodass sie später vermietet werden kann.
Auf nicht zwingend notwendige und selten genutzte Räume sollte man laut Püttcher verzichten. Dazu zählen etwa ein Extra-Bad für die Kinder sowie große Dielen und Eingangsbereiche. "Solche Wünsche verbrauchen viel Platz und kosten entsprechend", sagt er.
Auch der Verzicht auf einen Keller ist eine Überlegung wert. Denn dieser sei mit mindestens 50 000 Euro ein gewaltiger Kostenpunkt, so Florian Becker. Genauso praktisch ist ein ebenerdiger Hauswirtschaftsraum.
Eine gemauerte Garage (circa 20 000 Euro) kann man auch später noch bauen. Für den Anfang eignet sich auch ein Carport für etwa 4000 Euro, so Becker.
3. Bauträger oder Architekt: Beide können sich bezahlt machen
Welches Unternehmen am günstigsten baut, erfährt man nur im direkten Vergleich. Bauträger beschaffen das Grundstück und bauen ihre Häuser in standardisierter Bauweise. "Man sollte nicht mit Extrawünschen von der Bauleistungsbeschreibung abweichen, sonst wird es teurer", sagt Heiko Püttcher. Um sicherzugehen, dass es bei dem vereinbarten Hauspreis bleibt, rät er, die Baubeschreibung mit einem Sachverständigen durchzugehen. Denn: "Oft sind nicht alle Arbeiten genau beschrieben. Es fehlen Details, vor allem zur Technik." Ob der Bauträger oder der Käufer für Zusatzkosten aufkommt, sollte vorher feststehen.
Wer ein Grundstück mitbringt, kann das Haus von einem Architekten planen lassen. "Das muss nicht teurer sein als das Haus von der Stange", sagt Florian Becker. Das Budget sollte vorher feststehen. Mit diesem könne der Architekt ein "Haus mit kostensparenden Grundschnitt" entwerfen, sagt er. So ein Haus ist "quadratisch und praktisch, hat ein Sattel- oder Flachdach, und weder Erker noch Gauben".
4. Formsache: In der Reihe ist es in der Regel günstiger
Ob das Haus frei steht oder Teil einer Reihe ist, macht sich in den Baukosten bemerkbar. Ein Reihenhaus ist die günstigste Lösung. Es wird als Serienhaus konzipiert und benötigt weniger Grundstücksfläche und Baustoffe, da es an ein weiteres Haus grenzt. "Die Bauweise ist auch energetisch günstiger, da weniger Außenwände benötigt werden", sagt Florian Becker. Ähnliche Bauvorteile hat eine Doppelhaushälfte. Hier teilt man sich das Grundstück mit einem Nachbarn.
Freistehende Häuser kosten am meisten, weil sie ein größeres Grundstück mit mehr Abstandsfläche und viel Baumaterial benötigen. Eine Option sind Bungalows. "Sie haben den Vorteil, dass keine Kosten und kein Platzbedarf für ein Treppenhaus entstehen, sodass man mehr Wohnfläche erhält", sagt Heiko Püttcher.
5. Innenausstattung: An vielen Stellen kann gespart werden
Sparen lässt sich auch in der Raumausstattung des Hauses. Zum Beispiel im Bad: "Armaturen, die unter Putz installiert werden, sind teuer und halten nicht ewig", sagt Florian Becker. Um sie auszutauschen, müsse man später die Wand aufschlagen. Zudem könne man auf die Anzahl der Steckdosen achten: "In einem Raum mit vier Wänden reichen an jeder Wand zwei."
6. Eigenleistung: Wenn man's kann
Wer sich selbst am Bau beteiligt, spart Lohnkosten für Handwerker. "Eigenleistung eignet sich aber nur für Aufgaben, die man zeitlich und fachlich bewerkstelligen kann", sagt Florian Becker. Das sind oft Arbeiten gegen Ende der Bauphase: Tapezieren, Streichen oder das Verlegen von Bodenbelägen. "Jede Eigenleistung muss im Vertrag mit dem Bauunternehmer fixiert werden", rät er. Die Gutschrift sollte man verhandeln. Denn von allein werde nicht immer ein adäquater Betrag abgezogen.
Manche Banken bewerten Eigenleistungen als Eigenkapital, was zu besseren Kreditkonditionen führen kann. Wer die sogenannte «Muskelhypothek» wofür erhält und vor allem in welcher Höhe, ist nicht einheitlich geregelt. Meist werden bis zu 15 Prozent der Bausumme als Eigenleistung anerkannt.
7. Neubau-Förderungen: Zuschüsse vom Staat beantragen
Um das Budget für den Hausbau zu planen, sollte man sich auch über die Höhe der öffentlichen Förderungen informieren. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) vergibt zudem Zuschüsse und zinsgünstige Förderdarlehen für Neubauten, etwa die Förderungen für klimafreundlichen Neubau und für Wohneigentum für Familien.
Wichtig: Anträge müssen vor Beginn des Bauvorhabens gestellt werden. Und: Die Förderungen für klimafreundlichen Neubau verlangen die Einhaltung strenger Nachhaltigkeitsstandards, die mit Kosten verbunden sind, die in der Kalkulation berücksichtigt werden müssen.
dpa